Liebe Afrika-Freunde,
nach fünf erlebnis- und arbeitsreichen Wochen bin ich wohlbehalten wieder in der
kühlen Heimat angekommen
Einiges verlief in diesem Jahr jedoch ganz anders als geplant:
Genau eine Woche vor meiner Ankunft ist meine Freundin Brigitte, die bereits viele
Jahre in Malindi gelebt hat, ganz plötzlich und völlig unerwartet verstorben. Wir kannten uns viele Jahre und sie hatte über all die Zeit während meiner Abwesenheit meine Sachen beherbergt. Ihre Angehörigen in Berlin konnten so kurzfristig nicht anreisen und waren sehr froh, dass ich nun vor
Ort war und einiges erledigen konnte.
So fuhr ich kurz nach meiner Ankunft mit
Francis, einem engen Freund von Brigitte,
nach Mombasa um ihre Urne vom Bestattungsinstitut abzuholen.
Da sie mehrfach geäußert hatte, dass sie ihre letzte Ruhe im Meer finden möchte, habe ich eine Bestattung auf See organisiert. Wir haben ein Boot im Marine-Park gemietet und alle Freunde eingeladen, sie auf ihrer letzten Reise zu begleiten. Dann hat es am geplanten Tag ihrer Bestattung den ganzen Vormittag so stark gewittert, dass wir diese kurzfristig um zwei Tage verschieben mussten.
An einem strahlenden sonnigen Tag haben wir Brigitte in einer feierlichen Zeremonie dem Meer übergeben.
Danach musste auch der Nachlass organisiert werden. Ihr wunderschönes Haus soll nun verkauft werden. Da ein solches Haus in Kenya nicht einfach leer stehen kann, habe ich dafür gesorgt, dass es weiterhin bewohnt wird und mit den Erben in Deutschland den Verkaufsprozess in die Wege geleitet. Glücklicherweise habe ich eine sehr nette und kompetente Notarin und Anwältin gefunden, die mich in dieser Angelegenheit sehr unterstützt.
Da auch mein Reisegepäck nicht vollständig mitgekommen war, verlor ich einen weiteren Tag damit, nochmals nach Mombasa zu fahren, um meine fehlende Tasche
abzuholen. Obwohl Mombasa nur 130 Km von Malindi entfernt ist, benötigt man aufgrund der Straßenverhältnisse und des starken Verkehrs in Mombasa für die Hinund Rückfahrt fast einen ganzen Tag.
Obwohl diese unvorhersehbaren Ereignisse mehr als zwei Wochen meiner Zeit in Anspruch genommen haben, konnte ich unsere Projekte erfolgreich weiter führen.
Da uns unser Brunnenbauer mit dem Preis sehr entgegengekommen ist, hatten wir die Möglichkeit, die im letzten Jahr geplante Neubohrung in diesem Jahr vornehmen zu lassen. Nach wenigen Tagen hatte der Bohrer eine Tiefe von etwa 27 Metern erreicht. Wieder endlose Spannung bis das erste Wasser an die Oberfläche gepumpt ist.
Nach meinem Geschmack ist das Wasser noch immer etwas salzig. Aber, anders als bei unserem ersten Brunnen, ist es für die Menschen hier trinkbar und für den Haushalt gut geeignet. Für die Landwirtschaft ist es ebenfalls nutzbar weil es nach dem Abtrocknen keine schädlichen Salzkristalle hinterlässt.
Wir waren mit der Neubohrung erfolgreich und die Bewohner dieser trockenen Gegend sind uns unendlich dankbar.
Die Wasserstellen am Sabaki-Fluss sind nach den ersten Regenfällen im Hochland sehr gefährlich, weil sich hier viele Krokodile und Flusspferde tummeln.
Und dann bewegt mich da noch das Schicksal von zwei kleinen Kindern:
Die beiden sind etwa fünf und sieben
Jahre alt, heißen S. und R. und
leben auf der Shamba (Grundstück), auf
dem unser Brunnen steht. Sie werden
mehr schlecht als recht von ihrer Großmutter und ihrem Lebensgefährten betreut. Die leibliche Mutter ist mit ihrem
neuen Partner auf und davon und an ihren Kindern nicht mehr interessiert.
Die Großeltern leben und arbeiten auf der
Shamba, fühlen sich sehr stark dem Alkohol hingezogen und sorgen nur unzureichend für die Kinder. Die Kleinen sind
unterernährt und haben dort absolut keine Zukunft. Das Haus ist verfallen, ein
Dach gibt es nicht mehr und die beiden
Alten investieren ihren Lohn ausschließlich in Mnazi (Kokosschnaps).
Ich weiß noch nicht genau wie, aber den beiden Kindern muss irgendwie geholfen
werden.
Sie müssen aus dieser Umgebung heraus und in fürsorgliche Hände.
Ich denke, dass es möglich ist, eine Pflegefamilie zu finden, nur müssten wir uns sicher an den Kosten beteiligen…
Auch Britta konnte ihr Brunnenprojekt in Kilifi auf einen guten Weg bringen.
Obwohl auch dort das Wasser wegen des Salzgehaltes nicht volle Trinkwasserqualität erreicht, sind die Menschen sehr froh und dankbar, dass sie zumindest für die Landwirtschaft in der Trockenzeit Zugang zu Wasser haben.
Wir haben auch Dr. Masha in unserer Dispensary besucht. Er hatte im letzten Jahr unsere Gesundheitsstation übernommen und führt sie erfolgreich als kleine Hausarztpraxis. Aus den Einnahmen seiner geringen Mietbeiträge konnten regelmäßig kleinere Reparaturen am Gebäude vorgenommen werden. Die feuchte salzhaltige Luft hinterlässt an den Wellblechplatten des Daches immer wieder kleinere Schäden.
Bei einer kürzlich durchgeführten Inspektion durch das örtliche Gesundheitsamt wurde auch der mittlerweile an einigen Stellen aufgebrochene Fußboden bemängelt. Gefordert wird hier ein hygienischer Fliesenboden. Sobald uns ein Kostenvoranschlag vorliegt, werden wir versuchen diesem Anspruch zu entsprechen.
Auch abgelaufene Verbandsmaterialien wurden von den dortigen Behörden bemängelt. Dr. Masha hat sich über meine mitgebrachten Verbandspäckchen trotzdem sehr gefreut und wird sie auch verwenden, soweit sie steril verpackt sind. Da er privat praktiziert, sind seine Preise etwas höher als in staatlichen Gesundheitseinrichtungen. Trotz der Behandlungsgebühren von 5 € bis 10 € kommen viele Patienten auch von weit her, weil sie ihrem Hausarzt vertrauen. Wir hatten gewartet, bis alle Patienten versorgt waren, deshalb sieht es hier so leer aus… In einem sehr ausführlichen Gespräch erläuterte er, dass er, soweit es möglich ist, häufig auch Naturheilkundliche Behandlungsmethoden einsetzt. Teilweise erschienen mir seine Schilderungen etwas befremdlich. Andererseits muss ich auch eingestehen, dass mir vor vielen Jahren eine sehr schmerzhafte Gesichtsrose erfolgreich besprochen wurde. Manchmal muss ich wohl noch lernen, nicht alles erklären zu wollen und den guten Geistern, gerade in Afrika, einfach eine Chance zu geben.
An dieser Stelle bitten wir unsere Leserinnen und Leser um Verständnis, dass wir aus Datenschutzgründen keine Fotos und Namen unserer Patenkinder mehr im Internet veröffentlichen können. Auf Anfrage geben wir gern weitere Informationen über unsere Patenkinder weiter.
Unsere Patenkinder waren alle wohlauf und haben ihren Schulbesuch entweder erfolgreich fortgesetzt oder im Dezember des vergangen Jahres mit guten Ergebnissen abgeschlossen.
K. hat der Schulbesuch aufgrund seiner
Epilepsie sehr viel Kraft gekostet. Er möchte
jetzt Geld verdienen und keine weitere Ausbildung machen. Nur um die finanzielle Unterstützung für den Erwerb des Führerscheins hat
er uns noch gebeten. Damit hätte er die Möglichkeit, kleinere Jobs anzunehmen. Nach
Rücksprache mit Dr. Masha werden wir ihm
diesen Wunsch erfüllen und wünschen ihm für
die Zukunft alles Gute.
C. hat die Schule erfolgreich abgeschlossen. Sie lernt jetzt weiter am Teacher’s College und möchte später als Grundschullehrerin arbeiten. Sie ist gern mit kleinen Kindern zusammen und wird bestimmt eine gute Lehrerin. Nebenbei möchte sie noch einen Computerkurs besuchen, weil in der Oberschule keine Computerkenntnisse vermittelt wurden.
K. hat sich gut entwickelt und bringt sehr gute Zeugnisse nach Hause. Seine Eltern sind sehr stolz auf ihn. In dem neuen Haus, das wir der Familie im letzten Jahr finanziert haben, kann er mit seinen Eltern und Geschwistern der nächsten Regenzeit ohne Sorge entgegen sehen.
M. ist mit ihren 20 Jahren zu einer sehr netten attraktiven jungen Dame herangewachsen. Sie bekommt jetzt monatliche Injektionen mit verschiedenen Medikamenten, die gegen die schmerzhaften Schübe ihrer Sichelzellenkrankheit offensichtlich gute Wirkung zeigen. Seit Januar hatte sie keine längeren Ausfälle und kann sich ihrem vorletzten Schuljahr mit vollem Eifer widmen. Sie leidet sehr unter dem Tod ihrer Schwester M. im letzten November. Es fällt ihr oft schwer, sich zu konzentrieren, wenn die Erinnerungen an diese schwere Zeit auf ihr lasten. Mit etwas Nachhilfe einer befreundeten Nachbarin versucht sie aber erfolgreich, ihre Lücken zu schließen und zu einem guten Schulabschluss zu kommen.
Das Grab von M., die unter tragischen Umständen um ihr Leben gekommen ist, habe ich auch besucht. Noch immer kann ich ihren Tod nicht fassen. Ihre Eltern versuchen in ihrem starken Glauben etwas Trost zu finden.
An ihrer Stelle haben wir in Absprache mit den Paten ihren Bruder M. aufgenommen. Er hatte einen sehr guten Grundschulabschluss und wie M. damals auch, eine Empfehlung für die National-School. Diese staatlich subventionierten Schulen bieten erstklassigen Unterricht und stehen nur den Jahrgangsbesten offen. Nach den tragischen Ereignissen im letzten November wollte er möglichst weit weg von zu Hause und den schlechten Einflüssen der Dorfjugend. Darum besucht er jetzt die St. Gabriel’s National School in Nakuru. Die Ferien verbringt er bei Verwandten in Nairobi. Wir haben ihn zu den Osterferien in der Schule abgeholt und nach Nairobi gebracht. Er ist dort in guten Händen und hat ein Klasse-Zeugnis. Aus dem einstigen Bengel ist nun ein fast 17-jähriger sehr netter junger Mann geworden. Über unseren Besuch hat er sich riesig gefreut.
M. geht jetzt in die dritte Klasse und hat nach Ansicht ihrer Lehrer viele Flausen im Kopf. Aber sie hat weiterhin viel Spaß beim Lernen und das drückt sich auch in ihren Noten aus. Sie ist jetzt 9 Jahre alt und hilft ihrer Mutti eifrig im Haushalt. Sehr eng verbunden ist sie mit ihrer kleinen Schwester M.
Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich bei M.s Geburt vor fünf Jahren dabei sein durfte. Jetzt geht sie in die Vorschule und wir haben sie auf Wunsch ihres Paten in unser Programm aufgenommen. Sie ist ein echter Wirbelwind und trotz vieler Flausen im Kopf die beste in ihrer Klasse. Rechnen und Schreiben lernt man in Kenya bereits im Kindergarten und sie spricht auch schon sehr gut Englisch.
D. hatte wie geplant im Januar mit dem Besuch der Oberschule in Magarini begonnen. Leider waren dort die Lernbedingungen alles andere als erfreulich. Die Mädchen mussten das Feuerholz für die Schulküche selbst sammeln und Wasser gab es tagelang gar nicht. Die Abschlussexamen sind aber für alle Schulen landesweit gleich. Nur, wer keinen ordentlichen Unterricht hat, kann auch keine guten Ergebnisse erzielen.
Also haben wir beschlossen, sie zusammen mit unserem neuen Patenkind Q. in der Bahari-Schule anzumelden. Beide Mädchen besuchen die BahariSchule in Tagesform, denn die Schule liegt nur fünf Minuten von dem Haus unseres Mitarbeiters Mathias entfernt. Sie haben bei ihm ein gemeinsames Zimmer und erhalten Verpflegung, für die wir aufkommen. Das ist wesentlich kostengünstiger als zwei weitere Internatsplätze.
Finanziell geraten wir so langsam an unsere Grenzen, da, wie in jedem Jahr die Schulgebühren wieder gestiegen sind. Beispielsweise die Progressive School in Malindi, die Maria besucht, kostet in diesem Jahr etwa 900 Euro. Und dabei handelt es sich um eine durchschnittliche Schule, nicht etwa um eine Luxuseinrichtung.
Und dann ist da noch J., unser erstes Patenkind ist mittlerweile 24 Jahre alt und erkennt so langsam, dass es nicht besonders klug war, damals die Schule schleifen zu lassen und mit Kumpels Marihuana zu rauchen. Er kam auf mich zu und bat um Hilfe für einen weiteren Schulbesuch zur Berufsausbildung im Bauwesen. Derzeit übernimmt er Schreibarbeiten mit einem kleinen gebrauchten Laptop, für den wir ihm einen kleinen Kredit gewährt haben. Obwohl er uns damals sehr enttäuscht hat, denke ich, jeder hat eine zweite Chance verdient und wir sollten ihn, sofern es unsere Finanzen zulassen, bei dem Besuch des Colleges unterstützen.
Vielen Dank, dass Ihr geduldig bis hierher gelesen habt. Und ja, ich weiß, dass wir
die Welt nicht retten können. Aber wir können doch wenigstens versuchen, sie ein
ganz klein wenig besser zu machen.
Bildung ist nicht nur in Kenya der Schlüssel zu einer gesicherten Existenz. Wasser ist
der Schlüssel zum Leben. Und ohne eine ordentliche medizinische Versorgung hilft
beides nicht.
Allen, die uns diese Projekte möglich gemacht haben, sagen wir unseren allerherzlichsten Dank.
Und vielleicht kennt Ihr ja jemanden, der jemanden kennt, der gerne helfen möchte…
Wir stehen vor vielen Aufgaben, die wir nur mit weiteren Spenden erfüllen können.
Die Reisekosten tragen wir aus eigenen Mitteln, so dass Eure Spenden ungemindert
in unsere Projekte fließen.
Wir wissen, dass auch hier viele Menschen gut rechnen müssen, um über die Runden zu kommen. Deshalb freuen wir uns auch über ganz viele kleine Beträge.
Wer Interesse an der Übernahme einer Patenschaft hat, kann uns jederzeit gern ansprechen.
Allen, die uns weiterhin helfen möchten, unsere großen und kleinen Projekte zu verwirklichen ein kleiner Hinweis auf unser immer hungriges Spendenkonto:
IBAN: DE52 1605 0000 3825 0041 11
Empfänger: Kenya-Hilfe Berlin/Brandenburg
Euch allen wünschen wir einen baldigen sonnigen und vor allem gesunden Sommer.
Mit dankbaren und herzlichen Grüßen
Gaby Salim Malumbo und die Mitglieder der Kenya-Hilfe Berlin/Brandenburg e.V.